Wieder gesund.
„Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt.“ Das ist 1983 gewesen. Gesungen hat das Lied „Geier Sturzflug“. Es galt als satirische Ballade übers deutschen Arbeitsethos. In die Hände spucken und losmachen. Loslegen. Zupacken. Das Tal der Tränen ist durchquert. Wir legen los. Alles kommt wieder in den Arbeitstakt.
Von Jesus wurde erzählt, dass er in die Hände spuckte, um sie einem Blinden auf die Augen zu legen. Loslegen, um zu heilen? Oder losmachen, um Gewinne hoch zu fahren? Die Augen losmachen von ihrer Blindheit? Oder die Augen verschliessen und weiter Schulden machen? Die Blindheit los lassen – und was dann? Dass Jesus Blinde heilte, ist 2000 Jahre her. Würde er heute vielleicht auch anders machen -. Seit Jesus Blinde heilte, trägt uns ein unaufhaltsamer Fortschritt. Ahnen wir schon das Ziel?
Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Supermärkte und Luxusläden gehen auf. In Schulen und Unis kehrt Normalität ein. Fabriktore und Schalter öffnen. Züge rollen. Der Flugbetrieb kommt in Fahrt. Waren rennen um die Welt. Kommerzieller Erfolg naht.
Legen wir uns die Hände für eine Minute auf die Augen! Lassen wir unsere Handflächen auf den Liedern ruhen. Wie der Pierrot, der dann die Hände von den Augen nimmt, überrascht die Kinder anschaut und seinem Einfall eine Gestalt gibt. So ähnlich funktioniert Heilung. Unerwartet. Überraschend. Neu zu sich kommen.
Pfarrer Ulrich Kilian, Guttannen