Die Geschichte der Kirche
Bis ins Jahr 1722 stand in Gadmen lediglich eine Kapelle. Diese fiel damals einem Brand zum Opfer, welcher auch den ganzen oberen Dorfteil – den Bühl – verwüstete. Auf den alten Mauern der ehemaligen Kapelle, wurde die heutige Kirche gebaut. Die Pläne dafür stammten vom Werkmeister Hans Jakob Dünz, welcher damals für den Unterhalt des Berner Münsters zuständig war.
Eine Glocke aus dem Jahr 1500, welche dem heiligen Michael geweiht ist, fand ihren Platz im kleinen Kirchturm. Zur ersten Glocke kam im Jahr 1800 eine zweite Glocke hinzu, die in einer Giesserei im Wallis hergestellt wurde. Diese beiden Glocken können heute unter der Kanzel betrachtet werden. Sie wurden 1959 durch zwei neue ersetzt.
Die schönen Wappenmalereien entstanden direkt nach der Erbauung der Kirche im Jahr 1722. Der Taufstein ist übrigens aus einem Arvenstamm gefertigt worden. Die Kanzel wurde in jüngerer Zeit dem Original aus dem Jahre 1922 nachgebaut. Die Orgel stammt von der Firma Wälti in Gümligen und steht seit 1956 in der Kirche Gadmen.
Renoviert wurde die Kirche 1931 und im Sommer 1996. Sie steht unter Bundesschutz.
Die Geschichte des Pfarramtes
Vor 1709 war in Meiringen das einzige Pfarramt angesiedelt. Erst in diesem Jahr wurde in Innertkirchen – im Grund – ein neues Pfarramt innert dem Kirchet gegründet. Der damalige Pfarrer predigte abwechselnd in den Gemeinden Guttannen, Gadmen und Innertkirchen. Das sonntägliche Reisen mit dem Pferdefuhrwerk, war im Winter besonders beschwerlich, weshalb die Regierung in Bern im Jahre 1808 beschloss, in Gadmen eine eigene Pfarrei zu gründen. Die Bauarbeiten für das neue Pfarrhaus dauerten nicht weniger als sechs Jahre. Obwohl das Pfarrhaus bereits 1814 bezugsbereit gewesen wäre, dauerte es weitere zwei Jahre, bis der erste Pfarrer, Rudolf Jäggi, die Stelle in Gadmen antreten konnte. In Europa führten Napoleon und König Ludwig XVIII zu dieser Zeit Krieg.
Die Kirchgemeinde heute
Die Kirchgemeinde umfasst das Gadmental mit den Ortschaften Nessental und Gadmen. Sie ist heute mit 248 Reformierten die kleinste Kirchgemeinde im Kanton Bern, und sie wird leider immer noch kleiner. Die folgenden Bevölkerungszahlen der Gemeinde Gadmen mögen dies verdeutlichen:
1870 783 Bewohner
1959 485 Bewohner
2010 248 Bewohner
Wenn der Trend so weitergehen sollte, werden im Jahr 2040 noch etwas mehr als 100 Bewohner im Gadmental leben.
Diese Entwicklung stimmt viele Menschen hier im Tal nachdenklich. Man blickt besorgt in die Zukunft. In jüngster Vergangenheit sind zahlreiche Betriebe und Ämter verschwunden. Bereits in den 90er-Jahren musste der Betrieb des Hotels Terrasse in Nessental eingestellt. Das eigene Zivilstandesamt und die Post sind der Zentralisation zum Opfer gefallen. Die Primarschule wird wohl auch in absehbarer Zeit nach Innertkirchen verlegt werden müssen, sollten nicht zwei bis drei kinderreiche Familien in die Gemeinde ziehen.
Und doch: Städter können sich kaum vorstellen, wie schön es ist, in unserer ländlichen und landschaftlich so einmaligen Gegend zu leben und zu arbeiten. Fern von der Hektik und dem Stress der Zentren im Unterland, leben die Gadmerinnen und Gadmer trotz allem zuversichtlich und zufrieden.
Haben Sie auch schon mal den Bus oder das Tram verpasst und zehn Minuten auf den nächsten Kurs warten müssen? Mussten Sie in der Notaufnahme Ihres Spitals auch schon mal eine halbe Stunde warten, bevor man sich für Sie Zeit nahm? Sie müssen wissen, dass das Postauto täglich lediglich 6 – 7 Mal nach Gadmen fährt, also etwa alle zwei Stunden. Sie müssen auch wissen, dass das nächste Spital von hier aus 50 km entfernt liegt, nämlich in Interlaken.
Denken Sie, sollten Sie wieder einmal in eine solche oder ähnliche Situation Geraten, an die Gadmer. Sie werden erkennen, dass es sich nicht der Wert ist, sich über jede Kleinigkeit zu ärgern oder aufzuregen.
Nun wünsche ich Ihnen von Herzen einen schönen und erholsamen Aufenthalt in Gadmen. Geniessen Sie die grossartige Bergwelt und finden Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder einmal den Weg hierher zurück!