Pfarrei Hasli im Grund, Kirchgemeinde Innertkirchen
1709, am 11. September beschliesst der Grosse Rat, aus den oberhalb des Kirchet liegenden Talschaften die neue Pfarrei Hasli im Grund zu bilden. Dazu musste auch ein Pfarrhaus mit Garten und Bündte (Pflanzland, Obstgarten) errichtet werden, ebenfalls ein Stück Land für zwei Kühe Winterung. Der Pfarrer von Meiringen musste von seinen 28 Kuhrechten an der Alp Engstlen seinem Amtsbruder im Hof zwei Kuhrechte abtreten. Die Landschaft hatte dafür ziemlich viel zu leisten, die kleine Scheune beim Pfarrhaus wurde mit Staatsmitteln erbaut. Die Pfarrei umfasste das Gadmental von Hopflauenen aufwärts sowie Guttannen mit Schwendi, Boden und Ägerstein.
Die Dörfer Winkel, Brügg, Unterstock, Äppigen, Bottigen, Hof, Urweid und beide Wiler blieben weiterhin bei Meiringen eingepfarrt. Als erster Pfarrer wurde 1713 David Gryff aus Thun gewählt. Der Pfarrer wohnte also ausserhalb seiner Kirchgemeinde und hatte abwechslungsweise am Sonntag Predigt und Unterweisung zu halten, am Donnerstag dasselbe in der anderen Talschaft. Die Gemeinde hatte ihm jeweils ein ordentliches Morgenessen bereit zu halten. Pfarrer Gryff blieb bei zwanzig Jahren den zwei Tälern treu, um dann später ins Seeland zu ziehen. 1722 wurden in Gadmen und Guttannen neue Kirchen gebaut, da die bestehenden Kapellen zu klein waren. Die Kirche in Guttannen brannte bei einem Dorfbrand bereits 1723 ab. An den im nächsten Jahr erfolgten Wiederaufbau der Kirche leistete der Staat einen Beitrag von 400 Pfund. Das gleiche Schicksal erlitt die Kirche von Guttannen beim grossen Dorfbrand von 1803, bei welchem 53 Firsten zerstört wurden. Am erneuten Wiederaufbau beteiligte sich der Staat mit 400 Franken alter Währung.
Die kirchliche Betreuung der beiden Talschaften durch den Pfarrer im Grund erwies sich von Anfang an als schwierig. Extreme Wetterverhältnisse mit Schnee und Lawinengefahr im Winter oder gleichzeitige Todesfälle in beiden Tälern erschwerte die Tätigkeit des Pfarrers. 1808 entsandte die Regierung den tatkräftigen Ratsherr Friedrich Mutach, um mit der Landschaft und den beiden Gemeinden nach einer besseren Lösung zu suchen. Das sorgfältige Gutachten von Mutach bewog die Regierung am 9. November 1808, die Pfarrei von Hasli im Grund in die zwei neuen Pfarreien Gadmen und Guttannen zu teilen. Dazu mussten an beiden Orten neue Pfarrhäuser errichtet werden. Für diese Kosten wurde das Pfrundgut der bisherigen Pfarrei und ein Zuschuss von 3’250 Franken alter Währung bestimmt. Die Landschaft und die Gemeinden hatten durch Fuhrungen und Beiträgen mitzuhelfen. An beiden Orten zog sich der Bau dieser Pfarrhäuser bis gegen Ende 1814 hin. Bis auf Kleinigkeiten waren diese dann mit dem nötigen Land für das Pfrundgut 1816 bereit. Im Sommer wurden nun beide Pfarrstellen durch die Regierung in Bern besetzt. Der seit 1811 im Grund wirkende Pfarrer Johann Balthasar Bullinger zog nach Guttannen, und für Gadmen wurde Rudolf Jäggi gewählt. Pfarrer Jäggi trat sein Amt im September 1816 an. Das Pfarrhaus in Gadmen war aber durch die Leiter des Sustenstrassenbaus belegt. Diese mussten dem neuen Pfarrer nun weichen (1811 – 1816).
Im gleichen Jahr wurde das Pfarrhaus mit dem Pfrundgut im Hof an einer Steigerung an Joseph Kehrli in Meiringen um 1750 Kronen hingegeben. Ein grosser Fehler, wie es sich keine 20 Jahre später herausstellte.
Da der Pfarrkreis Meiringen, mit Hasliberg, Schattenhalb und Innertkirchen bald einmal 5000 Seelen zählte, wovon 1200 Schüler und 120 Unterweisern, wurde die Belastung für den Pfarrer zu gross. Im Mai 1835 beschloss der Grosse Rat, im Hasli im Grund eine Helferei mit eigener Kirche zu bauen.
Für den Rückkauf des 1816 versteigerten Pfarrhauses und die Renovation desselben, wurden 5 500 Franken und für den Kirchenbau 6000 Franken als Staatsanteil gesprochen. Der Rückkauf des Pfrundgutes zog sich über mehrere Jahre hin, da dieses in der Zwischenzeit den Besitzer gewechselt hatte. Mit verschiedenen Tausch- und Kaufverträgen konnte das Geschäft erst 1842 abgeschlossen werden. Der im November 1835 gewählte Pfarrer Abraham Gruber nahm seinen Wohnsitz im kurz vorher erbauten Schulhaus bei der Stapfen gegenüber der bisherigen Keistenbrücke. Ob in dieser Schulstube bis zur Fertigstellung der Kirche Gottesdienst gehalten wurde, ist nicht belegt, die Unterweisung in diesem Lokal schon eher.
1840 wird mit dem Bau der Kirche begonnen. Die Bewohner hatten Ehrentagwerke, Fuhren und Material zu leisten. Der Kirchenbau wurde 1841 beendet. Auf der Glocke, welche neben dem Eingang aufgestellt ist, steht die Jahrzahl 1841, auf ihrer Rückseite steht folgende Inschrift:
Folget meiner Stimme
wenn ich Rufe
Versäumt nicht eure Pflicht
wer heute schläft
der hört mich
vielleicht schon Morgen nicht.
1860, am 17. September erhebt der Regierungsrat einige Helfereien in eigenständige Pfarreien. Unter diesen ist auch Hasli im Grund, mit dem neuen Namen:
Kirchgemeinde Innertkirchen. Als erster Pfarrer amtete Ludwig Hürner, der vormalige Helfer.
1877 wird Johann von Grünigen als Pfarrer gewählt, in der Zeit der grössten Bevölkerungszahl, aber auch während der grössten Armut und hohen Armenlasten der Gemeinde.
Das war sicher der Auslöser, dass dieser der Gemeinde ein grosszügiges Legat vermachte, den «von Grünigen-Fond». Aus diesem Fond konnten verschämt Arme (das heisst schuldlos durch Krankheit, Unfall, Brandschaden oder Unglück arm Gewordene) vorübergehend mit Beiträgen unterstützt werden. Die Verwaltung dieses Fonds wurde durch drei von der Armenkommission gewählten Mitglieder ausgeübt. Später wurde es usus, dass der Präsident, der Kassier und der Schreiber der Gemeinde diese Aufgabe übernahmen. Eine Abrechnung musste der Gemeinde nicht vorgelegt werden.
Viele Pfarrer blieben oft über längere Zeit im Amt. Unter ihnen auch Pfarrer Gloor (1906 – 1915). Dieser besass eine grosse Sammlung von alten Stichen aus dem Oberhasli, welche dann durch die Aareschlucht AG aufgekauft wurde, und damit der Region erhalten blieb.
1936 wurde erstmals über die Renovation der bald hundertjährigen Kirche beraten. Es war bereits ein Renovations-Fonds vorhanden. Dieser erwies sich aber zu wenig hoch, da viele Arbeiten vorgesehen waren; Unter anderem eine neue Decke, Neubau der Empore mit Versetzen der Kirchenorgel auf die Bortlaube (vorher vorne im Kirchenschiff), neue Kirchenbänke, Heizung, neue Eingangstüren usw. Die Renovation erforderte einen Baukredit von Fr. 48 000.–.
Das von Kunstmaler Arnold Brügger von Meiringen gestaltete Kirchenfenster wurde durch die Kraftwerke Oberhasli gestiftet. Einige Jahre später wurden an einer emotionalen Versammlung die jetzigen Kirchenfenster links und rechts davon durch den gleichen Künstler gestaltet. Die zwei früheren Fenster sollten entfernt werden. Das eine war leicht beschädigt, und das andere wurde auf die rechte Seite versetzt. Dies war wohl gegen den Willen des damaligen Kirchgemeinderates, aber der Antrag eines Bürgers zum Erhalt dieses Fensters wurde mehrheitlich angenommen.
1957 beschloss die Kirchgemeinde als eine der ersten im Kanton, das Pfarrhaus vom Staat Bern zu übernehmen. Der Antrag des Kirchgemeinderates wurde knapp mit 19 zu 17 Stimmen angenommen. Das alte Haus wurde abgebrochen und 1959 durch einen Neubau ersetzt. Der Kostenvoranschlag betrug Fr. 170 000.–.
1969 wurden durch die Firma Rütschi in Aarau drei neue Glocken gegossen, die dann am 6. September 1969 in feierlicher Form durch das Dorf geführt und anschliessend durch die Schulkinder in den Glockenturm hochgezogen wurden.
Fotos
Urheberrecht
Oben dargestellte Texte und Fotos stammen aus dem Buch «Im indren Grund» Chronik von Innertkirchen von Albert Zybach.
© Albert Zybach 2008