Die Kirchgemeinde heute
Die Kirchgemeinde umfasst das Gadmental mit allen Ortschaften und Weilern ab Hopflauenen bis Obermad. Sie ist heute – 2023 – mit rund 155 Reformierten die kleinste Kirchgemeinde im Kanton Bern. Aber die Zahl der Bevölkerung und der Kirchenmitglieder hat sich in den allerletzten Jahren stabilisiert, oder sogar leicht zugenommen – eine erfreuliche Situation, die gegen den Trend liegt. 2010 schrieb jemand an dieser Stelle: „Wenn der Trend so weitergehen sollte, werden im Jahr 2040 noch etwas mehr als 100 Bewohner im Gadmental leben.“ – das stimmt nach einer langen Zeit des Rückgangs heute nicht mehr.
Die folgenden Zahlen der Gemeinde Gadmen mögen dies verdeutlichen (soweit sie herauszufinden waren). Es gilt zu beachten, dass bis 2014 die Gemeinde Gadmen politisch selbständig war und früher die Einwohnerzahl nahezu identisch war mit der Zahl der Reformierten. Seit 2014 gehört Gadmen politisch zu Innertkirchen, während die Kirchgemeinde selbstständig ist:
1870 783 Einwohner
1959 485 Einwohner
2010 248 Einwohner – davon wie viele Reformierte?
2014 227 Einwohner – davon wie viele Reformierte?
2018 143 reformierte Kirchenmitglieder
2019 135 reformierte Kirchenmitglieder
2020 210 Einwohner / 146 reformierte Kirchenmitglieder
2021 229 Einwohner / 152 Kirchenmitglieder
2022 242 Einwohner / 155 Kirchenmitglieder
Diese Entwicklung stimmt viele Menschen hier im Tal zuversichtlich. Nach der langen Zeit des Rückgangs, wo die Gemeindeautonomie, die Schule, später das Lädeli und die Poststelle verloren gingen, ist nun wieder ein Aufschwung zu beobachten. Gerade in den letzten 2 Coronajahren sind junge Familien ins Tal gezogen. Auch die Wiedereröffnung des Restaurants Alte Post, Gadmen im Mai 2019 und das neu eröffnete Hotel/Restaurant Gadmer Lodge tragen zur Belebung und zu einer positiven Entwicklung bei.
Im Moment sind hier und in der näheren Umgebung bis Meiringen genügend offene Stellen – erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Menschen früher abwanderten wegen fehlender Erwerbsmöglichkeiten. Was nun eher fehlen sind Wohnungen im Tal.
Gerade in den letzten Jahren habe auch Städter entdeckt, wie schön es ist, in unserer ländlichen und landschaftlich so einmaligen Gegend Ferien zu verbringen oder gar zu leben und zu arbeiten. Es geht hier noch etwas weniger hektisch zu, und vor allem persönlicher. Wer Kontakt will, findet dies hier in Gadmen – und wer in Ruhe gelassen werden möchte, auch.
Wenn Not ist, hilft man sich gegenseitig, das ist selbstverständlich. Die Menschen hier leben noch enger mit der Natur. Jeder kennt zum Beispiel den Sonnenstand im Winter über seinem Haus. Oder man denke an die Sperrung der Strasse im Winter wegen Lawinengefahr. Aus diesen Erfahrungen ist hier das Bewusstsein, dass der Mensch nicht alles in der Hand hat, verankert. Und dass wir von Voraussetzungen leben, die wir nicht beeinflussen können. Mögen sie das Gott nennen – ich tue es gerne.
Nun wünsche ich Ihnen von Herzen einen schönen und erholsamen Aufenthalt in Gadmen. Geniessen Sie die grossartige Bergwelt und finden Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder einmal den Weg hierher zurück!
Die Geschichte der Kirche
Bis ins Jahr 1722 stand in Gadmen lediglich eine Kapelle. Diese fiel damals einem Brand zum Opfer, welcher auch den ganzen oberen Dorfteil – den Bühl – verwüstete. Auf den alten Mauern der ehemaligen Kapelle, wurde die heutige Kirche gebaut. Die Pläne dafür stammten vom Werkmeister Hans Jakob Dünz, welcher damals für den Unterhalt des Berner Münsters zuständig war.
Eine Glocke aus dem Jahr 1500, welche dem heiligen Michael geweiht ist, fand ihren Platz im kleinen Kirchturm. Zur ersten Glocke kam im Jahr 1800 eine zweite Glocke hinzu, die in einer Giesserei im Wallis hergestellt wurde. Diese beiden Glocken können heute unter der Kanzel betrachtet werden. Sie wurden 1959 durch zwei neue ersetzt.
Die schönen Wappenmalereien entstanden direkt nach der Erbauung der Kirche im Jahr 1722. Der Taufstein ist übrigens aus einem Arvenstamm gefertigt worden. Die Kanzel wurde in jüngerer Zeit dem Original aus dem Jahre 1922 nachgebaut. Die Orgel stammt von der Firma Wälti in Gümligen und steht seit 1956 in der Kirche Gadmen.
Renoviert wurde die Kirche 1931 und im Sommer 1996. Sie steht unter Bundesschutz
Die Geschichte des Pfarramtes
Vor 1709 war in Meiringen das einzige Pfarramt angesiedelt. Erst in diesem Jahr wurde in Innertkirchen – im Grund – ein neues Pfarramt innert dem Kirchet gegründet. Der damalige Pfarrer predigte abwechselnd in den Gemeinden Guttannen, Gadmen und Innertkirchen. Das sonntägliche Reisen zu Pferd, mit Schlitten oder zu Fuss, war im Winter besonders beschwerlich. 1808 kam die Regierung in Bern dem Wunsch der Gadmerinnen und Gadmer nach, hier eine eigene Pfarrei zu gründen. Die Bauarbeiten für das neue Pfarrhaus dauerten nicht weniger als sechs Jahre. Obwohl das Pfarrhaus bereits 1814 bezugsbereit gewesen wäre, dauerte es weitere zwei Jahre, bis der erste Pfarrer, Rudolf Jäggi, die Stelle in Gadmen antreten konnte. In Europa führten Napoleon und König Ludwig XVIII zu dieser Zeit Krieg.
Artikel angepasst 6.1.2023 Pfrin. Marianne Nyfeler