Weihnachtsgottesdienst in der Kirche Innertkirchen
unter Mitwirkung von:
Beat Abegglen: Pfarrer
Christine Grossmann: Lektorin, Flöte
Konrad Zimmermann: Orgel
Drei Gemeinden - Zwei Täler - Eine Vision
unter Mitwirkung von:
Beat Abegglen: Pfarrer
Christine Grossmann: Lektorin, Flöte
Konrad Zimmermann: Orgel
„Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt.“ Das ist 1983 gewesen. Gesungen hat das Lied „Geier Sturzflug“. Es galt als satirische Ballade übers deutschen Arbeitsethos. In die Hände spucken und losmachen. Loslegen. Zupacken. Das Tal der Tränen ist durchquert. Wir legen los. Alles kommt wieder in den Arbeitstakt.
Von Jesus wurde erzählt, dass er in die Hände spuckte, um sie einem Blinden auf die Augen zu legen. Loslegen, um zu heilen? Oder losmachen, um Gewinne hoch zu fahren? Die Augen losmachen von ihrer Blindheit? Oder die Augen verschliessen und weiter Schulden machen? Die Blindheit los lassen – und was dann? Dass Jesus Blinde heilte, ist 2000 Jahre her. Würde er heute vielleicht auch anders machen -. Seit Jesus Blinde heilte, trägt uns ein unaufhaltsamer Fortschritt. Ahnen wir schon das Ziel?
Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Supermärkte und Luxusläden gehen auf. In Schulen und Unis kehrt Normalität ein. Fabriktore und Schalter öffnen. Züge rollen. Der Flugbetrieb kommt in Fahrt. Waren rennen um die Welt. Kommerzieller Erfolg naht.
Legen wir uns die Hände für eine Minute auf die Augen! Lassen wir unsere Handflächen auf den Liedern ruhen. Wie der Pierrot, der dann die Hände von den Augen nimmt, überrascht die Kinder anschaut und seinem Einfall eine Gestalt gibt. So ähnlich funktioniert Heilung. Unerwartet. Überraschend. Neu zu sich kommen.
Pfarrer Ulrich Kilian, Guttannen
«Ich glaube nur, was ich sehe!» – so spricht der Realist in mir. Zum Glück beschränkt sich mein Sehvermögen nicht auf das leibliche Auge, denn das ist sehr begrenzt. Beispiele: Die Kartoffeln sind im Boden, nun vertraue ich und warte auf die ersten zarten Stauden. Ich sehe die Hygienemassnahmen in den Geschäften und Restaurants, den Virus selbst erfasse ich nicht – zu klein! Den ältesten Hasler sehe ich nicht, ich beobachte aber seine Folgen in den wogenden Baumkronen und flatternden Fahnen.
Seht ihr den Mond dort stehen / er ist nur halb zu sehen / und ist doch rund und schön. So heisst es im Lied.
Philippus sagt zu Jesus: Zeig uns den Vater, das genügt uns! Johannes 14,8
Liebe Leserin, lieber Leser: Was sehen Sie heute? Die Entscheidung liegt bei jedem von uns: Glaube, Liebe und Hoffnung sind dem menschlichen Auge nicht sichtbar, die Auswirkungen aber sind sehr wohl erkennbar für alle. Ich wünsche Ihnen offene Augen des Herzens, um zu sehen und zu glauben.
Beat Abegglen, Pfarrer, Innertkirchen
Die Sitzung
Noch keine Sitzung hat so unbefriedigend geendet. Ausser der Jahresrechnung 2019 ist nichts zu entscheiden. Wir können nicht planen, müssen abwarten. Bis das neue Kommuniqué kommt, mindestens. …
Wir reden weiter: Regeln einhalten ist wichtig. Doch oft machen sie wenig Sinn. Den kleinen Enkel knuddeln, ohne den Eltern zu begegnen – wie geht das? Im Klartext heisst es: Verlass dich auf den gesunden Menschenverstand. Die Wissenschaft, der wir gewohnt sind zu glauben, weiss nicht genug. … Es bleibt ein Verdacht, den andern und mir selbst gegenüber. Verbreite ich Krankmachendes? Die Zahlen sind ermutigend. Aber der wirtschaftliche Schaden, pro Tag der Wert von 1000 Einfamilienhäusern, ganz Meiringen. … Und doch geht es uns hier so gut. Unser Gesundheitssystem ist das Beste. Aber Personal fehlt… . Wir schützen nicht die Gesundheit, sondern Kranke. Ja, aber denke an das lungenkranke Kind … . Das Virus zeigt uns etwas. Eine Chance. Ohne Agenda leben, wie schön. Doch andere Menschen leiden, sind ohne Schutz. Ich halte das Dran-Denken kaum aus. – Also den Kopf in den Sand stecken und so der Sache auf den Grund gehen?
Dies ist nicht das Sitzungsprotokoll, sondern Gesprächsfetzen von unserem Austausch. Es ging hin und her – so oder ähnlich oft gehört in dieser Zeit, wo vieles unsicher ist.
Noch keine Sitzung hat so befriedigend geendet. Sie dauerte zwar nur kurz. Dann haben wir geredet. Wie schon lange nicht mehr wirklich zusammensitzen – natürlich mit Sicherheitsabstand – mit Leuten ausserhalb der Familie. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich über eine Sitzung je so freue.
Herr, ich schaue hinauf zu den Bergen, von wo kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat (Psalm 121). Und Sitzungen. Da habe ich Hilfe gespürt, Normalität, Sicherheit. Wo spüren Sie etwas davon? Das wünsche ich Ihnen.
Pfrin. Marianne Nyfeler, Gadmen
Trug Jesus Mundschutz?
Was haben wir geschafft? Die neuartige Lungenkrankheit konnte sich dank der persönlichen Einschränkungen und der untereinander eingehaltenen Distanz nur flach ausbreiten. Die schlagartige Ansteckung blieb aus. Ein Totalabsturz der Wirtschaft wurde verhindert. Krankenhäuser kollabierten keine. Neu dazugekommen ist die Telearbeit, das selbstverständliche Homeoffice. Der Ruf nach Tests und Arzneimitteln wird bleiben. Die Erfahrung, wie es ist, mit einschränkenden Massnahmen zu leben, ist – seit dem letzten Krieg (1939-1945) – nun noch einmal gemacht worden.
Die jüngsten Verhaltensänderungen genügten einem äusseren Signal, einem einschneidenden Appell. Wir leben in einer Welt, die uns fortwährend Signale sendet. Von aussen. Auf allen Ebenen. Aus allen Sphären. Nicht erst seit Greta Thunberg hören wir den Aufschrei. Welches wären unsere inneren Signale? Ein Appell an uns selber, um in einer viralen Technologiegesellschaft zu überleben, in der der Mensch für sich selbst zum Risikofaktor geworden ist. Was signalisiert unser Glaube, der uns seit 2000 Jahren Abendland getragen hat? Wenn wir schon jetzt nicht mehr wie Jesus unter den Menschen unterwegs sein können, wandelt sich da, was wir glauben? Und Jesus: Berichtet wird nur von einem einzigen Aufschrei Jesu. Am Kreuz.
Pfarrer Ulrich Kilian, Guttannen
«Wie lange noch?» – es ist diese Frage, die auch in der Woche nach Ostern unsere Gemüter beschäftigt. Wann können die Massnahmen zur Corona-Krise gelockert werden, wann wird die Rückkehr zur «Normalität» möglich. Vielleicht wissen wir am Erscheinungstag dieses Anzeigers ja schon mehr. Jedenfalls ist weiterhin Geduld gefragt. Die Bibel listet Geduld als eine der Früchte des Heiligen Geistes auf. Das bedeutet: Wir können sie nicht selber machen, nur suchen und uns schenken lassen. «Das Wort Geduld ist ein Schatz im Haus» sagt ein chinesisches Sprichwort. Oder wiederum biblisch gesprochen: Die Geduld ist ein Teil des Schatzes im Acker, den ein Mensch findet. In seiner Freude geht er hin und gibt alles was er hat, um diesen Schatz erwerben zu können.(Matthäus 13,44) Die Suche nach Ostereiern ist vorbei, die Suche nach dem Einen kann noch eine Weile weiter gehen. Ich wünsche Ihnen dabei viel Freude und – Geduld.
Mit herzlichem Gruss
Beat Abegglen, Pfarrer, Innertkirchen
„Wir müssen es nehmen, wie‘s kommt“
… höre ich in dieser Zeit oft jemanden sagen. Sie drücken etwas Wichtiges aus: Vieles liegt nicht in unserer Hand. Es wird nur schwerer, wenn man sich auflehnt. Darum nimm es an! – Für mich bedeutet das auch: Vertrau dich Gott an, dem grossen Zusammenhang des Lebens. Aber heisst das nun, einfach alles hinzunehmen und nichts zu tun? Nein, im Gegenteil. „Wir tun was wir können und setzen die Vorsichtsregeln des Bundesrats um“ höre ich zurzeit ebenso oft. Und auch sie haben Recht. – Genauso ist es bei Gott, auf den ich vertraue: Er lässt mir die Freiheit zu Handeln und überträgt mir damit auch die Verantwortung, meinen Beitrag zu leisten. Wie so oft verlangt das Leben von uns hier keine Entscheidung, kein „schwarz oder weiss“, „0 oder 1“, „entweder oder“ sondern ein beherztes „Sowohl als auch“. Hinnehmen können, was kommen mag, nicht nur ein bisschen, sondern ganz. Und handeln, unser Möglichstes tun, nicht nur ein bisschen, sondern ganz. Auf beidem liegt der volle Segen von Gott. Ein Gebet: Gott, schenke mir Gelassenheit, das hinzunehmen, was ich nicht ändern kann, Mut, das zu ändern, was ich ändern kann, und Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden. (Ref. Kirchengesangbuch Nr. 844, Text: Reinhold Niebuhr 1943)
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen allen eine gesegnete Karwoche,
Marianne Nyfeler, Pfarrerin Gadm
Das Wasser formte unsere Täler und auch heute bestimmt das Wasser das Leben der Menschen hier im Tal.
In Guttannen finden Sie die grossen Stauseen im Grimselgebiet,
in Innertkirchen beeindruckt die schmale Aareschlucht und
im Gadmental sind es die vielen kleinen Bergseen, die das Herz des Wanderers höher schlagen lassen.
Das Wasser ist nicht nur die Quelle der Energie, die aus der Steckdose kommt.
Das Wasser ist auch ein tiefes christliches Symbol. Es wird bei der Taufe als Zeichen der Verbindung zwischen Mensch und Gott auf die Stirne der Täuflinge gegossen.
Der Glaube ist ein Teil des Lebens. Auch hier gehen die Menschen nicht jeden Sonntag in die Kirche, aber sie haben eine Beziehung zu den kleinen Kirchen im Dorf. Es gibt so vieles, was die Menschen mit der Kirche verbindet. Die Taufen der Kinder, die eigene Konfirmation, etwas später die Hochzeit und die Beerdigungen von ihren Lieben. Alles hat in der Kirche Platz; Freude und Leid, das gestresste Mitwirken am Taufstein und die kleinen Nickerchen während der Predigt und auch die Tränen des Abschieds.
Das Leben unserer Kirchen ist vielfältig. Entdecken Sie es, indem Sie auf den Seiten unserer Kirchgemeinden surfen oder einen unserer Anlässe besuchen. Sie sind herzlich willkommen, wir freuen uns über Ihren Besuch.